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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 106

1901 - Glogau : Flemming
— 106 — anfangs sogar die Schubkarren und die Spaten zur Arbeit gefehlt haben; dafür legte der Zar selbst Hand an, und die Stadt, an der man 1703 zu bauen angefangen hatte, konnte schon im zweiten Jahre des Baues bezogen werden. Allerdings waren von den Arbeitern 100000 umgekommen infolge der Strapazen, der schlechten Ernährung und der bösen Sumpfluft. Heutzutage ist Petersburg eine Stadt der Paläste, der einst so reißende Newastrom ist eingedämmt und fließt 8 km entlang zwischen Granitquais; aber die Stadt liegt flach und niedrig, und ein Steigen des Meeres nur um 5 m würde hinreichen, um alle Straßen unter Wasser zu setzen. Die Bauart der Stadt ist weitläufig und ausgedehnt; man entbehrt in Petersburg das dicht- gedrängte Volksgewühl, wie man es in anderen volkreichen Residenzen findet. Die charakteristische Gruppierung der Stadtteile und Straßen fehlt, und das Auge hat keinen Anhaltepunkt in dem Meer von Palästen. Auf der nahen Insel Retusari ließ Peter der Große die Festung Kronstadt anlegen, ebenso wie er am Ladogasee oberhalb Petersburgs Schlüsselburg erbaute. Nach der Festung Kronstadt sührt durch den innersten Teil des finnischen Meerbusens der Morskoifanal, der den Schiffen den Zugang bis nach Petersburg ermöglicht. Denn dieser innerste Winkel des Meerbusens ist nur seicht; auch sollen die Schiffe in dem Wasser, das nicht salzig genug ist, leichter faulen und kaum 20 Jahre in ihren Holzteilen unversehrt bleiben. Ein großer Übel- stand ist es immer, daß die Newa 6 Monate zufriert und daß dann der Verkehr binnenwärts nur durch Schlitten unterhalten werden kann. Im Frühling strömen dann ungeheure Massen Binnen- länder nach der Riesenstadt, so daß man ihre Zahl aus über 150000 schätzt. Dadurch wird das Bild des Völkerlebens in der Stadt außer- ordentlich mannigfaltig, und in dem großen Newsky Prospekt, der sich wohl 4 km durch die Stadt zieht, kann man alle Nationalitäten Eu- ropas vertreten sehen. Das charakteristischte Element ist aber doch das Militär und die Uniform. Jeder neunte Mensch in Petersburg, rechnet man, ist Soldat, und zwar erscheinen hier alle Regimenter, von den Tscherkessen bis zu den Finnen in ihrem nationalen Auf- putz. Da nun aber in Rußland außer den Soldaten alle Beamten- klassen und selbst die Gymnasiasten und Studenten uniformiert^sind, so kann man sich denken, wie das überall von mehrfarbigem ^uche schimmert und von Goldborten, Litzen und Stickereien blitzt. Nach Abrechnung der Frauen und Kinder soll wohl die halbe männliche Bevölkerung uniformiert erscheinen, und die Zahl der in Civil Ge- kleideten tritt ganz zurück. Um Petersburg herum liegen die kaiser- lichen Lustschlösser Oranienbaum, Peterhos, „das russische Versailles", und Zarskoje Selo (d. h. kaiserliches Dorf). Auch die Sternwarte Pulkowa darf nicht vergessen werden.

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 93

1901 - Glogau : Flemming
— 93 — im Teil I gesprochen.1 Erstaunlich sind die Mengen des geernteten Getreides, doch sind Mißernten mitunter nicht ausgeschlossen. Gleich- wie in den Pußten Ungarns, herrscht auch hier ein völliger Mangel an Steinen, so daß an den Bau von Chausseen nicht hat gedacht werden können. Bei Regen und Tauwetter sind die Poststraßen hier derart grundlos, daß 5—6 Pferde kaum im stände sind, eine Equipage fortzubewegen. Dadurch ist natürlich die Verwertung der Getreide- massen, die hier aus völlig ungedüngtem Boden wachsen, sehr be- hindert. Neuerdings hat man mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes in Rußland erfreuliche Fortschritte gemacht. Wir sehen zunächst einen gewaltigen Schienenstrang von Archangelsk, der Erzengelstadt (archi- angelus Michael), bis hinunter nach Sebastopol über 20 Breiten- grade hin, so daß diese Bahnlinie wohl die längste Eisenbahn in streng meridionaler Richtung in Europa zu nennen ist. Gerade in der Mitte dieser ganzen Strecke liegt Moskau, über dessen Bedeutung wir noch weiter unten sprechen werden. Die nördlichste Eisenbahn- station ist Uleaborg am Bosnischen Meerbusen unter 65 °. Rußland ist das Land der gewaltigen Rohproduktion, und die Ausfuhr des Getreides beträgt fast die Hälste aller Bahnsrachten. Da ist es von größter Wichtigkeit, daß Rußlands Eisenbahnnetz recht viel Anschlüsse an das Ausland hat. Es sind im ganzen aber nur 9 Eisenbahn- linien, die ins westliche Ausland führen. Wie ungünstig steht es da Deutschland gegenüber, dem richtigen Lande der Mitte, das 72 solcher Anschlüsse hat, und auch Frankreich zählt noch 37. Dafür will Ruß- land aber nach Lsten hin epochemachend auftreten durch seine Riesen- that der sibirischen Bahn, die in Wladiwostok und Port Arthur den Großen Ocean erreicht. - Auch wird man jetzt an einer anderen Stelle mit dem Dampsroß in Asien eindringen, da eine Bahn von Wladikawkas über den Kaukasus nach Tiflis geplant ist. Wenn wir im Norden Rußlands von einem Waldocean sprechen konnten, so hat der Süden, die Steppenregion, gar keinen Baum- wuchs. So erscheinen diese Gegenden seit über 2000 Jahren, seit Herodot, und man muß auch daraus verzichten, sie je mit Bäumen zu versehen, da sie felsigen sgranitischen oder kalkigen) Untergrund haben, so daß den Wurzeln der Bäume verwehrt ist, tief einzudringen. Da- sür bilden aber hier Staudengewächse einen wahren Wald, der so hoch ist, daß er zum Teil die Rinderherden verdeckt. Hans schießt bis zu 6 m auf. Diese Staudengewächse mit ihren kräftigen und holzigen Stengeln ersetzen das Brennholz und bilden den bekannten Burian, dem Viehmist als zweiter erwünschter Ersatz sür das Brenn- holz an die Seite tritt. Vorzüglich eignen sich aber diese großen * S. 61. 2 Teil I, S. 8 — 9.

3. Band 1 - S. 75

1900 - Glogau : Flemming
75 Die Binnenschiffahrt ist in Deutschland geringfügiger als in Frankreich, England oder gar Rußland. Das hat seinen Grund wohl auch in der politischen Zersplitterung gehabt, die bis 1870 lähmend sich in unserem Vaterlande geltend machte. Man war auch längere Zeit überhaupt vom Kanalbau abgekommen. Das 17. und 18. Jahrhundert, namentlich das erstere, sind die eigent- lichen Begünstiger der künstlichen Wasserstraßen; dann folgte das Zeit- alter der Eisenbahnen, und erst neuerdings wendet man dem Kanal- bau allgemein wieder erhöhte Aufmerksamkeit zu. Die Flußsysteme namentlich unserer norddeutschen Tiefebene fordern ja sozusagen un- mittelbar zum Kanalbau heraus, Berlin liegt, so wie eine Spinne zwischen zwei Bäumen hängt, in gleichem Abstande von den beiden Flüssen Oder und Elbe, und seit dem großen Kurfürsten sind die Hohenzollern bemüht, diesem Centrum von beiden Seiten die Wasserstraßen zuznführen. Schon heute kann ein Lastkahn immer auf dem Wege der Flüsse und Kanäle — allerdings mit Benutzung des Frischen Haffes von Königsberg bis zur Nogatmündung — von Memel bis Hamburg und, wenn der mittelländische Kanal gebaut werden sollte, durch den Rhein in die Nordsee gelangen oder durch den Ludwigskanal in das Schwarze Meer hinausschiffen. Das Üble ist nur, die alten Kanäle reichen für den heutigen Tiefgang der Fahrzeuge nicht mehr ausz und deshalb baut man neuerdings die Riesenkanäle, auf denen Kriegspanzerschiffe fahren können, wie den Wilhelmskanal mit 8 iu Tiefe und den Elbe-Travekanal mit 2 bis 2,50 m. Geplant sind in der deutschen Regierung Verbindungen des Rheins mit dem Dortmund-Emskanal, der Großschiffahrts- weg Berlin-Stettin und der masurische Kanal, der die Holzflöße aus Russisch-Polen durch die Narew und die masurischen Seen in die Alle und von da nach Königsberg leiten soll. Als Haupt- stück des neuen kolossalen Kanalprojekts bleibt natürlich der so- genannte mittelländische Kanal zu erwähnen, der Westdeutschland in seiner ganzen Breite durchziehen soll. — Das Bestechende bei diesen Kanalprojekten ist die bedeutende Kostenminderung des Transportes, die bei der zunehmenden Volksdichtigkeit und der gesteigerten Massen- zufuhr von Kohlen, chemischen Dungstoffen und Fabrikaten aller Art gebieterisch eine immer größere Beachtung verlangt. Das Eisen- bahnnetz ist ja in Deutschland ungemein verdichtet, und doch können die Bahnen einen solchen Massentransport nicht mehr bewältigen. Da bieten Wasserstraßen eine willkommene Ergänzung. Schon auf der flachen Werra fahren Lastkähne mit 30 wus (600 Centnern) Tragfähigkeit. Um eine solche Last sortzuschaffen, wären drei Eisen- 1 1 Daher geht der Ertrag des einst so berühmten Ludwigskanals auch twn Jahr zu Jahr zurück.

4. Band 1 - S. 48

1900 - Glogau : Flemming
48 Temperaturen der Erde". Am wunderbarsten erscheinen in Nord- amerika die riesigen Züge der Wandertaube, die man den „Hering des Luftmeers" genannt hat. So wurde ein vier Stunden ununter- brochen fliegender Zug von einer Viertelmeile Breite gesehen, den man aus 2230 Millionen Stück berechnete. Und nun die Rinderherden auf den Pampas, die teilweise in die Estancias eingefriedigt werden und nach Millionen zählen, und die wilden Mustangs in Texas, die von Andalusierrossen abstammen sollen. Der Büffel allerdings hat von den Prairieen Abschied genommen, das Tier ist dort aus- gerottet und wird nur als Rarität noch in den Nationalparks gehegt. Wie steht es endlich mit der Krone der Schöpfung, dem Menschen, in Amerika? Der Eingeborene, also der Indianer, ist meistens auf den Aussterbeetat gesetzt^ und zeigt dadurch, daß er mit Recht als die schwächste der Menschenrassen gilt. Statt dessen haben sich die anderen Rassen in Amerika eingebürgert, die weiße oder kaukasische, die Neger und in neuester Zeit mit unheimlicher Findigkeit die mongolische der Chinesen, so daß sich z. B. in San Francisco oder New-Orleans das tollste Rassengemisch ergiebt. Für die Weißen waren von den ältesten Zeiten der Puritaner an bis in die neuesten Perioden der Europamüdigkeit die zahlreichen Umschreibungen des Napoleonischen Ausspruchs: oette vieille Europe m’ennuie maß- gebend; die Neger wurden zur Zeit der Sklaverei als schwarze Ware importiert, und in den Baumwollenplantagen der nordamerikanischen Südstaaten, als der übermütige Ausruf galt ootton is king, arbeiteten über 800000 Schwarze als Sklaven, und noch mehr wimmelt es von Negern in den Kaffeepflanzungen Brasiliens, die die Hälfte des Kaffeekonsums in der Welt erzeugen; endlich den Chinesen leitet die Erwerbssucht, und wie ein häßliches Ungeziefer schieben sich die Zopfträger mit ihrem Schmutz und ihrer Gier, aber auch ihrer An- stelligkeit ostwärts an dem Geleise der Pacisicbahn immer weiter in den Kontinent vor. Dennoch sind die ungeheuren Flächenräume Amerikas als Ganzes nur dünn bevölkert. Man rechnet im Durch- schnitt 3 Menschen auf den □ km, wo in Europa auf der gleichen Fläche 39 Menschen wohnen. Bei den Einwanderungen der Europäer scheidet sich deutlich der Norden Amerikas von dem Süden oder die germanische und romanische Kolonisation. A. v. Humboldt wollte es als ein Glück bezeichnen, daß Kolumbus kurz vor Erreichung seines Zieles den Kurs seines Schiffes änderte und also statt nach Nordamerika zu kommen Mittel- und Südamerika entdeckte und kennen lernte. Er meinte, damit wäre die romanische Einwanderung nach der Mitte und dem Süden 1 Wenn er nicht zu cimlifiertev Lebensart übergeht.

5. Teil 2 = Mittelstufe, 1. Stück - S. 102

1900 - Glogau : Flemming
102 — menbert Bahn zum Übertritt nach Sachsen. Der N Böhmens enthält rechts von der Elbe die Mittelpunkte der Glaswaren- und der Webeinbnstrie; der Hauptsitz der letzteren für Tuche und Baumwoll-waren ist Reichenberg (fast ganz beutsch) oben an der Görlitzer Neiße; die Bahn Prag—reichenberg—görlitz braucht nur die Wasserscheibe zwischen Jser und Neiße zu übersteigert, um zu dem norbbcutschen Tieslanbe ungehinberten Zutritt zu haben (vgl. U., S. 73 und S. 80 it.). Neben den von Maschinen getriebenen Fabriken ist auch Hausinbustrie noch im Schwünge, so die Spitzenklöppelei, die Herstellung von Musikinstrumenten und Spielwaren im Erzgebirge. Den Schnittpunkt wichtiger Straßen vor den Subeten bezeichnet die frühere Festung Königgrätz an der oberen Elbe (Entscheibungs-schlacht von 1866). ]>) Markgrasschaft Mähren. Die von Glatz über den Mittel-w alb er Paß kommende Eisenbahn (vgl. 11., S. 72) spaltet sich in zwei Linien, die Mähren durchziehen: die eine, längs der Elbe (Kolin) mit Prag in Verbindung, erreicht neben einem Thaya-Zuslusse Mährens Hauptstabt, Brünn, die als Fabrikstabt für Maschinenbau und Wollindustrie säst schon „Großstadt" geworben ist; die Bahn zieht längs Thaya und March weiter nach Wien — die anbere Eisenbahn folgt der March selbst an Olrnütz vorbei; diese Stabt1 hat aber, obwohl am No-Enbe der Hanna gelegen, seit ihrer Entfestigung geringere Bedeutung, benn die March-Linie erhält ihre Wichtigkeit erst an der südöstlicheren Stelle, wo die Bahn von der Mährischen Pforte her sie trifft. Dieser Verkehrsweg von der Donau nach der Ober (mit Anschluß nach Brünn an der 8-Seite der Hanna) schneidet vor der preußischen Grenze das Kohlengebiet von Ostrau. _ c) Herzogtum Schlesien. Das genannte Steinkohlenlager ist auch dem schlesischen Gewerbe vorteilhaft geworben; Troppctu und Jägernborf an der Oppa (im W) zeigen Fortschritte in der Woll-itnb Leinen-Jnbustrie; Tcschen an der Ölset (im O) hat blühenbe Tuchfabriken und ist Hauptstation an der Eisenbahn, die von der Ober 2 nach dem Jablunka-Passe (s. S. 92, 98) ansteigt. 2. Die Ost-Alpen. 74. Oberflächengestalt und Gewässer. Der schirmte Oausläufer des Alpenvorlands (s. U. 112) trennt mit seinen Tertiärschichten (s. 66) die österreichischen Alpen, die bei Wien an die Donau herantreten, von dem böhmischen Urgestein. Zur Abgrenzung der brei Streifen der Ost-Alpen (s. 11. 110 u. o. S. 20/21) unter einanber 1 In Brünn und Olrnütz sind 2/s der Bewohner deutscher Abkunft. 2 Grenzstation Oderberg.

6. Teil 5 = Oberstufe - S. 121

1905 - Glogau : Flemming
121 Schwamm, alle Mittel für Heizung und Beleuchtung, Gold- und Silberwaren, Schmuckgegenstände u. s. f. Viele dieser Dinge werden heutzutage zu Schiff befördert, da dies am billigsten ist. Auf den Seeverkehr ist daher selbst der einfache Arbeiter eines Kulturstaates in seinem Dasein angewiesen. Der Einfuhr hat das Land seine Ausfuhr entgegenzusetzen, z. B. die Ergebnisse seiner Industrie; auch für die Ausfuhr überwiegt die Benutzung des Seeweges. Er- fordernis für die Handelsblüte eines großen Reiches ist daher nicht nur die Anlage von Verkehrswegen im Lande, sondern auch der Besitz einer stattlichen Handelsflotte — und zu ihrem Schutze der einer kräftigen Kriegsflotte! — „Die Verschiedenheiten der natür- lichen Ausstattung und wirtschaftlichen Ausbeutung aller Teile der Erde jedem einzelnen Kulturvolk zugute kommen zu lassen, ist das Ziel der Weltwirtschaft und des Weltverkehrs." 49. Heutige Verkehrslinien im Lande. a) Fußpfade, Saumwege, Kunststraßen. Die einfachste Verkehrs- form, der Fußverkehr, besteht auch in Kulturländern noch heute aus den schmalen Feld-, Wald- und Gebirgspfaden; hier werden Nachrichten und Lasten befördert — und z. B. in indischen Sänften sogar Personen. In Inner-Afrika herrschen jetzt noch die Träger- Karawanen vor, und Sklaven-Karawanen befördern zugleich „Menschen- ware". Mit Reit- und Lasttieren werden die z. T. künstlichen Saumwege beschritten (vgl. Mi 18, S. 22, Anmerk. 4); als „Schiff der Wüste" zieht das Kamel in der Handelskarawane von Wasser- platz zu Wasserplatz, wenn auch die Weglinie von Sand verdeckt ist (vgl. Mz 412, 442a). Noch wichtiger ist die Ausbildung von Haus- tieren zu Zugtieren. Hund und Renntier vor dem Schlitten be- dürfen in ausgedehnten Flächen der Pvlarzone keines besonderen Weges; für den chinesischen Handkarren und unsere Schiebkarren genügen oft auch Saumwege; der Wagen Verkehr aber konnte sich erst nach kunstvollem Straßenbau ungehemmt entwickeln. Ein zu- sammenhängendes Netz von festen, gut erhaltenen, breiten Fahr- straßen, die im Gebirge mäßig ansteigen, Schluchten und Flüsse durch Brücken überwinden, war schon im Römer-Reiche kunstvoll angelegt;^ noch großartiger aber ist die Ausbildung des Straßenwesens seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, und im 19. Jahrhundert baute man, auch die Sprengkraft des Pulvers benutzend, sogar Alpenstraßen, zuerst die über den Simplón (vgl. Mi 18). Seit Fahrrad unlpauto- mobil in Gebrauch gekommen sind, weiß man die Güte der Straße noch mehr zu schätzen. d) Eisenbahnen. Als statt des Pferdes die Dampfkraft dem Verkehr dienstbar gemacht und der von ihr getriebene rollende Wagen 1 1 Ähnlich in China (s. S. 119), aber auch in Peru unter den Inkas, obgleich es damals dort noch keine Zugtiere gab.

7. Teil 5 = Oberstufe - S. 122

1905 - Glogau : Flemming
122 auf Schienen gesetzt wurde (die Entscheidung gab der Erfolg von George Stephenson's Lokomotive “The Rocket” 1829), begann ein neuer Zeitabschnitt ungeahnter Verkehrsvervollkommnung: nicht nur für Personen, sondern auch für Massengüter wurde auf iinmer weitere Entfernungen hin der Schnellverkehr ermöglicht, und das Signal- wesen ging bald zur Benutzung der elektrischen Telegraphie über. Wohl haben die Schienenwege noch mehr als die Landstraßen Rück- sicht auf die Bodenformen zu nehmen, aber die Technik der Neuzeit hat an einzelnen Stellen das Hemmnis eines Gebirgswalls im Tunnel durchbrochen (vgl. Asi 18, 74, 77, 79, 82, Mz 38c), breite Ströme und Meeresarme auf Brücken überquert. Die Zahnradbahnen haben bloß für einzelne Berge Bedeutung. Nur in den Gebieten, die durch ein entwickeltes Netz von Bahnlinien durchzogen sind, sollte man von dessen „Dichte" (verglichen mit der Flächengröße oder mit der Volkszahl) sprechen. Während das Eisenbahnnetz der Erde i. I. 1840 noch nicht 8000 km umfaßte, war es 1870 schon auf mehr als 200000, 1900 aber auf rund 800000 km angewachsen; davon kommt fast die Hälfte auf Nord-Amerika, wo schon 1869 die erste, das Festland kreuzende Bahn eröffnet wurde (vgl. Mz 33 c).1 Seitdem die Si- birische Bahn (s. Mz 64, 65) mit der Ausführung der den Baikal- See umziehenden Linie (1904) fertiggestellt ist und mit den Neben- linien 7100 km umfaßt, bildet sie die längste Bahnlinie innerhalb eines Erdteils, und wenn man gar die ganze Linie von Lissabon über Paris, Berlin und Moskau bis zum Stillen Ozean ins Auge faßtz so ergibt das einen ununterbrochenen Schienenweg von etwa 14000 km, also mehr als das Doppelte der nordamerikanischen Linie von Halifax (vgl. M.> 33 h) bis an die mexikanische Südküste (Acapulco). Von den großen amerikanischen Überlandbahnen verläuft die nördlichste, die Kanadische (6000 km), auf britischem Gebiet (vgl. Mz 336)? Als die „großen Schlagadern der Union" er- scheinen die 5 “Pacific Railways”, als deren Ausgangspunkt Neu- York, als deren Endpunkt 8an Francisco betrachtet werden kann, mit Ausnahme davon, daß die nördlichste dieser 5 Linien an der Columbia-Mündung endet, die südlichste bei Neu-Orleans ansängt? 1 2 3 1 Ende 1902. halten die im Betriebe befindlichen Eisenbahnen der Erde eine Gesamtlänge von 8382l6 Irin; das ist mehr als das Doppelte der Entfernung Erde-Mond (vgl. S- 31). Wohlbemerkt ist das die Bahnlänge und nicht etwa die Gleislänge der voll- und schmalspurigen Eisenbahnen, ausschließlich der Kleinbahnen. Amerika hatte Ende 1902 insgesamt 421570 km, Europa 296051 km (die Ver- einigten Staaten von Amerika 325777 km, das Deutsche Reich 53700 km). 2 Der Postzug führt (täglich) von Moskau in 17 Tagen nach Wladiwostok. 3 Eine nördlichere ist geplant. * Vom Großen Salz-See soll 1905 eine neue Linie nach Sw (Kunsthafen San Pedro) gebaut werden.

8. Teil 5 = Oberstufe - S. 71

1905 - Glogau : Flemming
71 Schwerkraft) würde Gleichgewicht herrschen. Die stärkere Erwärmung einer einzigen Erdstelle aber würde die Lust über dieser nach oben hin ausdehnen, die Niveauslächen über ihr emporwölben und bald so die höheren Lustmasfen zwingen, wie auf schiefen Ebenen seitwärts abzufließen. Alsbald würde das Barometer an der erwärmten Boden- stelle einen geringeren Luftdruck, ein barometrifchesminimum, an- zeigen, seitwärts dagegen infolge der oberen Zufuhr ein Maximum, und zum Ausgleich des so gestörten Gleichgewichts müßte unten die Luft von den Seilen her dem Minimum zuströmen; diese Bewegung hätte in ihrem Rücken wieder Nachschub nötig, und es gälte für die ganze Atmosphäre dasselbe Wort, das Barenius (f. S. 66) für das Meer ausgesprochen hat: „Cum pars oceani movetur, totus oceauus movetur“. —- Verschiedenheiten der Erwärmung verursachen daher solche des Luftdrucks; diese aber wieder bedingen Bewegungen der Luft, die, wenn sie uns seitwärts treffen, Winde heißen. Weil sich die Erde gleichzeitig dreht, die Luft aber in der ursprünglichen Be- wegung zu beharren sucht, so verändert sich die Richtung dieser Luftströmungen: auf der ^-Halbkugel wird jeder Wind, wenn man sich mit ihm fliegend denkt, nach rechts, auf der 8-Halbkugel nach links abgelenkt. Daher das Buys-Ballot'sche Gesetz: Der Wind strömt vom Maximum nach dem Minimum und wird durch den Erdumschwung (proportional dem Sinus der geographischen Breite) abgelenkt.1 Ein mit dem Winde schwimmen- der Beobachter hätte also aus der Nordhalbkugel das Minimum immer links vor sich. Vermöge der größeren Erwärmung stellt der Äquatorial-Gürtel gewisser- maßen ein riesiges barometrisches Mini- mum dar (vgl. Fig. 31); die in den Höhen über ihm polwärts abfließende Lust bildet den Anti Passat, die an der Erdoberfläche ihm zuströmende Luft den Passat (vgl. Aft 6!), der der Ab- lenkung wegen als l^O-Passat und 80- Passat erscheint. Bei Hawai (s. M, 26) erkennt man den -Passat bis zu 2400 m Höhe, in 4000 m den 8^V-Anti- passat, an: Pik von Tenerife (s. Nft 41) den ersteren in der unteren Schicht von etwa 2700 m, den letzteren über der Höhe von 3000 m. Im allgemeinen muß der Antipassat immer mehr zum 1 Buys-Ballot sbeus-ballot). geb. 1817, Professor in Utrecht, gest. 1890, war der bedeutendste holländische Meteorologe.

9. Teil 3 = Mittelstufe, 2. Stück - S. 28

1901 - Glogau : Flemming
28 (vulkanischen) Marquesas [marfefag],1 sowie einigen Nachbarinseln den^ Bezirk „Französisch - Ozeanien" bildet;2 endlich auf der Halbkugel die Hochinseln der Hawai-Gruppe^ (etwas kleiner als die Fidschi-Gruppe, s. S. 25), seit 1898 ein besonders durch Zuckerrohrpflanzungen und Seeverkehr bedeutender Besitz der Ber- einigten Staaten von Amerika; auf der kleinen Insel Oahu liegt der Haupthafen Honolulu (30000 Einw.), von San Francisco in 7 tägiger Dampferfahrt zu erreichen. Diefe Postdampfer fahren über Samoa nach Neu-Seeland und Sydney weiter. Die britische Kolonie Neu-Seeland hat für die 800000 Bewohner eine freie Verfassung;^ die Erträge von Viehzucht und Ackerbau, sowie Berg- bau auf Gold und Kohlen beleben den Handel, dem außer dem Schiffsverkehr auch Eisenbahnen und Telegraphenkabel dienent So- wohl Wellington [ueüingt'n], der Sitz der Regierung, als auch Auckland [äficiub], die größte Stadt (60000 Einw.) und zugleich Haupthasen für den Weltverkehr, liegen auf der Nord-Insel, erstere am 8-Ende, letztere an einer eigentümlichen Landverengung im N. C. Amerika. 28. Entdeckungsgeschichte. Nicht um in die Fußtapsen der Normannen zu treten, die ums Jahr 1000 n. Chr. über Grön- land bis nach „Winland" (d. h. Weinland), nämlich bis etwa -15o n. Br., gelangt waren (s. S. 7),1 2 3 4 5 6 nicht, um neue Länder zu 1 Nach dem Vicekönig von Peru, dem Marquis von Mendoza, erhielten die 1595 von Mendana entdeckten Inseln den Namen Marquesas de Mendoza. Nach der Hauptinsel wird auch der Name Nukahiwa-Gruppe gebraucht. 2 Dieser hat auf etwas mehr als 4000 qkm etwa 27000 polynesische Be- wohner. Orangen stehen jetzt in der Ausfuhr der schönen Tahiti-Gruppe an erster Stelle. 3 Vgl. S. 17, Anmerk. 3. 4 Den größten Einfluß haben übrigens die Führer der Arbeiter-Vereinigungen. Unter den 74 Mitgliedern des Unterhauses sind 4 Maori. Die noch vorhandenen Ein- geborenen (höchstens 40000) leben fast alle auf der Nord-Insel (vgl. S. 26, Anmerk. 5). 5 Vgl. Sydow-Wagner, Nr. 40, Nebenkarte. b Leif's Fahrt im Jahre 1000 <s. S. 13) und erst recht eine Winlandfahrt unter Thorfinn Karlsevne, 1003 —1006, lehrten die Küsten von Labrador, Nen-Fundland und Nen-Schottland <d. i. Winland) kennen; dabei dachte aber niemand an einen neuen Erdteil jenseit des Atlantischen Ozeans, vielmehr hielt man Grönland und Winland für Halbinsel- und inselartige Anhängsel bliv-Europas. Diese Kunde geriet aus mehreren Gründen im 14. Jahrhundert in Vergessenheit.

10. Teil 3 = Mittelstufe, 2. Stück - S. 9

1901 - Glogau : Flemming
9 schäften der Erde (vgl. Ix, S. 81, 83, 86), sowohl was die Größe und Vortrefflichkeit der Schiffe als auch den Umfang des Betriebes angeht. Ii. Der Graste und der Indische Ozean nebst dem Südlichen Eismeere. 8. Entdeckungsgeschichte. Als Kolumbus 1492 die westindischen Inseln entdeckte (vgl. U. 84), glaubte er, vor der Ostküste Asiens zu sein, ja er hielt Kuba für die 80-Ecke Chinas; und als er später (1502) Mittel-Amerika betrat und dort von einem anderen Meere im W sprechen hörte, vermutete er in diesem den Bengalischen Meer- busen (vgl. U. 96), war also überzeugt, Hinter-Indien — insbe- sondere Malaka — erreicht zu haben. Auch als Amerigo Vespucci's Berichte (seit 1503) das Vorhandensein eines vierten Erdteils lehrten, der dann (1507) seinen Namen erhielti betrachtete man diese „Neue Welt" (das jetzige Süd-Amerika) zuerst noch als ein Festland im 80 Asiens, ahnte also nichts vom Großen Ozean. Diesen erreichten aber fast „gleichzeitig im W, von Indien her, die Portugiesen und im 0, durch Überschreiten der Landenge von Panama (1513), der Spanier Balboax Im Jahre 1520/21 gelang es dann Magalhaes (s. S. 7), „dem größten Seemanne aller Zeiten und aller Völker", am Süd- ende Amerikas aus dem Atlantischen Ozean in Balboa's „Südsee" hinein zu fahren und sie in 100 tägiger Fahrt zu kreuzenx Damit war die ungeheure Ausdehnung dieses Meeresbeckens, die Trennung von Ost- und West-Indien festgelegt. Wohl erkannte man später auch, daß sich die sog. „Südsee" weit nordwärts ausdehnt und sogar mit dem Nördlichen Eismeere in Verbindung steht — es sei nur an des Kosaken Deschnew Entdeckung der Ostspitze Asiens (1648) und an Bering's Fahrten (1727 und 1741) erinnert^ —-, aber es be- durfte doch erst der drei großen Seereisen James Cook's (s. S. 7), um ein richtiges Kartenbild vom Großen Ozean zu gewinnen. * * 1 Vgl. 11, S. 31, Anmerk. 1. Kolumbus galt als Entdecker von Inseln, Vespucci jedoch, dessen Berichte ins Volk drangen, als Entdecker des neuen Fest- landes; dieses „Amerika, gleichsam Amerigo's Land" zu nennen — das war der Vorschlag Waltzemüller's, eines Lothringer Gymnasiallehrers. * Vgl. 11, S. 29, Anmerk. 8. n Seiner sturmlosen Fahrt entspricht der Name „Stiller Ozean" (Llar pacifico) oder „Pazifik"; die Benennung „Großer Ozean" stammt erst vom Jahre 1756. * Vgl. 11, S. 40, Anmerk. 4. S. 31. Anmerk. 3.
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